Delbrück/Hövelhof im Juni 2023

Vertreterversammlung 2023

Volksbank-Vertreter stoßen Tor zur Ehe mit Rietberg weit auf

Offene Abstimmung über geplante Fusion ergab 100-prozentige Zustimmung zu dem Vorhaben

„Gemeinsam an Stärke gewinnen – und kraftvoll Zukunft gestalten“ – so lautet das Motto für die angestrebte Fusion der beiden Volksbanken Delbrück-Hövelhof und Rietberg. Diesem Ziel sind die beiden traditionsreichen Kreditgenossenschaften jetzt einen großen Schritt nähergekommen. Den Weg dahin freigemacht haben die Vertreterinnen und Vertreter der Volksbank Delbrück-Hövelhof. Auf ihrer jährlichen Versammlung in der Stadthalle (Leitung: Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Kersting) votierten sie am Donnerstagabend zu 100 Prozent für die geplante Bankenehe.

Folgen die Vertreter der Volksbank Rietberg am kommenden Mittwoch auf ihrer Versammlung diesem Beispiel und stimmen auch sie mit mindestens 75-prozentiger Mehrheit für die Fusion, entsteht in einer der stärksten Wirtschaftsregionen von Ostwestfalen-Lippe rückwirkend zum 1. Januar 2023 ein neues genossenschaftliches Kreditinstitut. Anteilseigner und damit Eigentümer der Bank wären rund 33.500 Menschen und mittelständische Unternehmen aus einem Gebiet, das von Langenberg im Kreis Gütersloh bis Augustdorf im Kreis Lippe reicht. Weitere wichtige Kennziffern der Fusionsbank: 250 Mitarbeiter:innen, 17 Geschäftsstellen mit persönlichen Ansprechpartnern und ein Geschäftsumfang (Bilanzsumme) von 2,1 Milliarden Euro.

Ein deutliches Votum „pro Fusion“ hatte gleich zu Beginn der Vertreterversammlung der Delbrücker Bürgermeister Werner Peitz abgegeben. In seinem Grußwort sprach er von einer grundsoliden und krisensicheren Geschäftspolitik des hiesigen Instituts. Die Fusion, so Peitz, sei „logische Konsequenz“ der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung. „Die Chemie stimmt. Die beiden Banken passen zusammen. Die Region wird gestärkt“, meinte das Stadtoberhaupt wörtlich.

Die vorgesehene Strategie und Struktur der neuen Bank stellte Vorstand Rudolf Hagenbrock den Vertretern vor. Credo: „Wir wollen eine moderne Regionalbank mit digitalen Angeboten und persönlicher Beratung und Betreuung schaffen.“ Dafür, so Hagenbrock, benötige man weitere Fachkräfte. Ein Personalabbau komme nicht in Betracht. Hagenbrock sprach abschließend von einem „Drei-Gewinner-Modell“ mit neuen Chancen und Vorteilen für Mitarbeitende, die Bank selbst und ihre Mitglieder und Kunden.

Weitere Details zum Fusionsfahrplan teilte der Vorstandsvorsitzende Jörg Horstkötter mit. Demnach soll die juristische Fusion (Eintragung ins Genossenschaftsregister) Anfang September erfolgen. Die technische Fusion mit der Zusammenlegung der Rechenwerke ist für Samstag, 9. September, vorgesehen. Sitz der Fusionsbank soll – aufgrund der etwas zentraleren Lage – die Stadt Delbrück werden. Den Vorstand sollen zunächst die vier jetzt amtierende Bankleiter bilden. Mit Rudolf Hagenbrock und Lothar Wille scheiden bis Ende 2025 zwei davon altersbedingt aus. Gleichberechtigt geleitet wird die Bank dann nach heutigem Stand von den beiden jetzigen Vorstandsvorsitzenden Jörg Horstkötter (Delbrück-Hövelhof) und Wolfgang Hillemeier (Rietberg). Das „Bankparlament“, wichtigstes Mitbestimmungsorgan der Genossenschaft, wird sich künftig zu etwa gleichen Teilen aus gewählten Mitgliedervertretern beider Banken zusammensetzen.

Zur Wahl in den Aufsichtsrat der neuen Bank nominiert wurden der Vorsitzende Jürgen Kersting (nach seiner einstimmigen Wiederwahl), Axel Erichlandwehr, Dr. Ing René Rübbelke, Wilma Kruse und Felix Pahlsmeier. Abschied nehmen aus der genossenschaftlichen Mitverwaltung hieß es für vier Aufsichtsratsmitglieder. Für sein 32-jähriges ehrenamtliches Wirken als Aufsichtsrat und dessen Vorsitzender im Vorgängerinstitut Volksbank Westerloh-Westerwiehe erhielt Meinolf Linnenbrink von Marco Schulz, Vorstand des Genossenschaftsverbands und Ehrengast der Versammlung, die Goldene Ehrennadel. Sie ist die höchste Auszeichnung der deutschen Genossenschaftsorganisation. Die Silberne Ehrennadel für 18 Jahre im Kontrollgremium erhielt Bernhard Reinkemeier. Ehrenurkunden verlieh Schulz an Prof. Dr. Anita Eusterbrock und Christian Hartmann.

Zu Beginn der Vertreterversammlung hatte der Vorstandsvorsitzende Jörg Horstkötter Bericht erstattet über das abgelaufene Geschäftsjahr, das vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Großwetterlage auch für das regionale Kreditinstitut mit enormen Herausforderungen verbunden war. Zwar war es der Bank gelungen, ihren Geschäftsumfang – ablesbar an den Kennziffern für das Kredit- und das Einlagengeschäft – deutlich zu steigern. Allerdings blieb das Ergebnis unter dem Vorjahreswert zurück. Horstkötter führte diesen „Wermutstropfen“ auf höhere Abschreibungen aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus zurück. Für 2023 rechnet er fest mit einer Trendwende.

Keine finanziellen Konsequenzen hat diese Entwicklung für die Mitglieder. Nach einstimmigem Beschluss der Vertreterversammlung erhalten sie auf ihre gezeichneten Geschäftsanteile eine Basisdividende von 2,5 Prozent. Vom ausgewiesenen Jahresüberschuss in Höhe von 1,53 Millionen Euro schüttet die Bank damit 187.000 Euro als Gewinnbeteiligung an ihre Anteilseigner aus. Der Rest vom Gewinn fließt zur Stärkung des Eigenkapitals in die Rücklagen.

Großer Dank für die langjährige Mitarbeit im Aufsichtsrat galt den jetzt ausscheidenden Aufsichtsratsmitgliedern (2.v.l) Bernhard Reinkemeier, Prof. Dr. Anita Eusterbrock, Christian Hartmann und Meinolf Linnenbrink (2.v.r). Vorstandsmitglieder Rudolf Hagenbrock (l.) und Jörg Horstkötter (r.) überreichten gemeinsam mit Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Kersting (Mitte) Blumen und Präsente.